Auf dem Heimflug aus unserem IPMA Projekt-Meeting für die Entwicklung von Standards in ICB4 CCT (Consulting, Training and Coaching) aus Lissabon wurde der Flug (wieder mal) verspätet und daher hatte ich genug Zeit, die ICB4 noch mal sozusagen mit Assessoren-Augen zu „überfliegen“.
Dies sind für mich die wichtigsten die Unterschiede und Gemeinsamkeiten gegenüber der ICB3:
Erst mal vielleicht der Name: das Kürzel ICB3 wurde als IPMA Competence Baseline aufgelöst, ICB4 heißt dagegen „Individual Competence Baseline for Project, Programme and Portfolio Management“ (also für PPP). Die PPPs werden Domains genannt. Also jeweils eine Standard-Domäne für Projekte, Programme und Portfolios.
Entwicklungsfokus:
Die erste international abgestimmte Version ICB2 (1999) und deren Nachfogeversion ICB3 (2006) wurden mit dem Fokus Zertifizierung entwickelt. ICB4 (2015) wurde dagegen mit dem Ziel entwickelt, einen internationalen Standard für eine breite Zielgruppe für die Entwicklung weiterer Produkte im Bereich Projekt-, Programm- und Portfolio- (PPP) Management zu bieten (also z.B. für Trainer, Lehrer, Forscher, Personalentwickler u.a.). Natürlich wird die ICB4 auch als Basis für die Zertifizierung von Projektmanagern (und Programm- und Portfolio-Managern) verwendet, aber die Zertifizierung wird dann als eins der möglichen Produkte auf der Basis von ICB4 gesehen.
Der inhaltliche Fokus änderte sich von Technischen Kompetenzen (Praxis) in der ICB2 auf Projektmanager als Führungskraft – Verhaltenskompetenzen in der ICB3 und schließlich „Perspektive“ also Kontextkompetenzen und Menschen – also Persönliche und Sozialkompetenzen in der ICB4.
In der ICB3 wurde die Rolle „Projektmanager“ aufgrund Anforderungen an seine Kompetenzen und Erfahrung von 0 bis 10 auf einer Skala von 0 bis 10 nach einem sogenannten 4LC Model (4 Level Certification) in verschiedene Projektmanagement Ebenen (Levels) eingeteilt (von Level D: PM Fachmann / Fachfrau, über Level C und B Projektmanager bzw. Senior Projektmanager bis zu Level A Projekte-Direktor).
In der ICB4 werden lediglich drei Unterschiedliche Rollen definiert: Projektmanager, Programm-Manager und Portfolio-Manager. Die Anforderungen für Zertifizierung werden in einem separaten Dokument festgelegt.
Die Struktur der ICB4 ermöglicht es, wenn nötig, weitere Rollen zu ergänzen (vielleicht künftig auch PMO-Manager?)
Daten und Fakten:
Das „Eye of Compenece“ wurde in der ICB3 weiter geführt, wobei de Bereiche etwas umbenannt wurden.
Die drei Bereiche in dem „Kompetenzen-Auge“ bleiben inhaltlich bestehen, deren Namen haben sich jedoch wie folgt geändert:
- „Technical Competence“ (20 Elemente) in ICB3 heißen jetzt „Practice“ (14 Elemente)
- „Behavioural Competence“ (15 Elemente) heißen jetzt „People“ (10 Elemente)
- und die „Contextual Competence“ (11 Elemente) heißen jetzt „Perspective“ (5 Elemente)
An dieser Stelle gebe ich die englischsprachigen Begriffe wieder. Während der deutschen Übersetzung wird bestimmt, wie genau sie dann in Deutsch benannt werden.
Warum genau die Kompetenzbereiche so umbenannt wurden? Dafür gibt es wohl mehrere Erklärungen. Für mich war die am meisten plausibel, die aus Marketingsicht in Englisch die „PPP“ Kompetenzen für „PPP“ breitstellt…. Also für mögliche Marketing-Wortspielereien?
Die ICB3 hatte insgesamt 43 Kompetenzelemente, die ICB4 hat nur noch 29. Dafür wurden aber diese Kompetenzelemente um sogenannte KCI (key competence indicators) ergänzt, die genau beschreiben, welche messbaren Ergebnisse als Belege für die jeweilige Kompetenz vorhanden sein müssten. Dass bietet uns Assessoren dann sicher einigen Stoff für die Zertifizierungs-Anforderungen!
Umfang:
Wenn man die ICB4 das erste mal aufgeschlagen hat, erschrickt man erst mal über den Umfang von 416 Seiten – gegenüber dem Umfang der ICB3 von 212 Seiten. Dieser große Unterschied, kommt aber vor allem daher, dass sich die drei Kompetenzbereiche und die darin enthaltenen Kompetenzelemente für Projekte weitgehend für Programme und Portfolios wiederholen. Das wiederum hat den Vorteil, dass ein Leser, der vor allem an Portfolio-Management-Kompetenzen interessiert ist, nur das „Porfolio-Management“ Kapitel als ein eigenständiges Buch lesen kann.
Für „Einsteiger“ und „Umsteiger“ ist es vielleicht interessant, das Lesen von hinten anzufangen: dort findet man die Referenzen auf die entsprechenden ISO-Normen und Mapping auf die ICB3 Elemente.
Wie geht es jetzt weiter?
Die ICB4 ist nun da und jetzt müssen die Zertifizierungs-Inhalte und -Prozesse für die Zertifizierung von Projekt-, Programm- und Portfolio-Managern angepasst werden. Dafür haben sich einige der IPMA Mitgliedsländer als Piloten bereitgestellt. Die Deutsche PM-ZERT gehört übrigens nicht zu den Piloten. Das gibt uns ca. 2 Jahre Zeit, unsere Zertifizierung umzustellen.
Mehr über die Vorbereitung der Umstellung der Zertifizierung werde ich in den nächsten Blogs beschreiben.
Die ICB4 kann übrigens hier kostenlos von der IPMA Website runtergeladen werden, wenn Sie Ihre Adressdaten angeben.
Ein kleiner Tipp: geben Sie eine gültige E-Mail Adresse an, dann erfahren Sie auch über die aktualisierten Versionen.
Hallo Frau Bartsch-Beuerlein
vielen Dank für den kurzen Einblick und Abriss in die ICB 4 . Klingt interessant und den Download habe ich schon genutzt. Jetzt muss ich es nur noch lesen 🙂
Beste Grüße
Hallo Herr Wallner,
ich freue mich, wenn für Sie diese Information nützlich war! Ich werde weiter über die aktuelle Entwicklung im IPMA/ GPM / PM-ZERT Umfeld berichten und freue mich auf jeden interessierten Leser!
Ihnen alles Beste in Ihren spannenden Projekten,
Beste Grüße
SBB
Guten Tag,
ich bekomme von der Arbeitsagentur eine Qualifizierung Projektmanagement Level D. Nun schwanke ich zwischen verschiedenen Berliner Bildungsträgern, die unterschiedliche Schwerpunkte setzten und unterschiedliches Personal einsetzen. Bei einem Träger wird das Projektmanagement von den „eigenen“ Leuten unterrichtet (CBM), die selbst eher weniger praktische Projekterfahung haben, beim anderen Träger (BTA) werden eher Experten eingesetzt, aber auch viel Zeit für MS Projekt aufgewendet (was an Zeit für die Transferarbeit dann fehlt), was beim anderen Träger nur 2 Tage unterrichtet wird.
Können, dürfen Sie Empfehlungen geben? Ich bin mir nämlich nicht ganz sicher, wie professionell „CBM“ arbeitetet und inwieweit diese eine eigene reale Projektarbeit unterstützen können, da es sich hier m.E. um eher unerfahrene Dozenten handelt die keine eigene umfangreiche Projekterfahrung haben. Hier ist aber mehr Zeit für die Transferarbeit, weil MS Projekt nicht so ausführlich behandelt wird.
Wie wichtig ist es, dass die Dozenten eigene Erfahrungen haben? Ich denke für das Zertifikat ist es ausreichend, aber ist der Lerneffekt für mich und meine spätere Praxis ausreichend?
Wie ist Ihre Erfahrung mit den beiden Bildungsträgern (CBM und BTA)? Können Sie mir einen der beiden empfehlen? Und welche Bedeutung hat MS Projekt in der praktischen Arbeit? Wird dieses Programm überhaupt genutzt?
Für eine rasche Antwort wäre ich Ihnen dankbar. Eine Email an die Adresse berlin@gpm-ipma.de kam leider zurück.
Mit freundlichen Grüßen
Wilma Frank
Hallo liebe Frau Frank,
erst mal schön, dass Sie diese Ausbildung und Zertifizierung angehen wollen und noch schöner, dass Sie es offensichtlich sehr ernst nehmen. Darüber freue ich mich als Assessorin. Leider darf ich Ihnen als solche auch keinen konkreten Trainer empfehlen.
Vielleicht können Ihnen aber folgende Links helfen:
Mein Blog über eine Zertifizierungsrunde bei CBM in Berlin:
https://beuerlein.de/level-d-zertifikat-als-eintrittskarte-fuer-einen-neuen-job/
Von GPM autorisierte Trainingspartner (die bieten alle auch qualitativ gutes Level D Training):
https://www.gpm-ipma.de/qualifizierung_zertifizierung/ipma_4_l_q_lehrgaenge_fuer_projektmanager/autorisierte_trainingspartner.html
Übrigens die Adresse berlin@gpm-ipma.de ist mir auch nicht bekannt.
Gerne können Sie mich aber über meine persönliche E-Mail kontaktieren sbb (at) beuerlein.de
Ich wünsche Ihnen eine gute Entscheidung und viel Erfolg bei den nächsten Schritten!
Beste Grüße
SBB
Sehr geehrte Frau Bartsch-Beuerlein,
da ich in 3 Wochen meinen Zertifizierungstermin habe und ich irgendwie nicht fündig werde, wende ich mich heute mit einer Frage an Sie. Gibt es den ICB4 jetzt schon auf deutsch? Und wenn ja, wo kann ich den bekommen? Vielleicht sogar, wie den ICB3 – kostenlos?
Ich weiss, ich werde noch nach ICB3 zertifziert, aber es tut ja keinen Abbruch, auch schon mal in den ICB4 „hinein geschnuppert“ zu haben.
Schon mal vorab ein herzliches Dankeschön.
Mit freundlichen Grüßen
B.Kratochwil
Hallo Frau Kratochwil,
ich freue mich über Ihr Interesse!
Die Deutsche Version von ICB4 ist schon fast fertig, aber noch nicht freigegeben.
Schauen Sie gerne wieder in meinen Blog rein, sobald die Deutsche ICB4 freigegeben ist, werde ich hier darüber berichten, oder (wenn kostenlos) hier den Link dazu bereitstellen.
Ich wünsche Ihnen guten Erfolg für Ihrer Zertifizierung!
Beste Grüße
Sandra Bartsch-Beuerlein